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Geschrieben von: Administrator   
Mittwoch, den 21. Dezember 2011 um 01:40 Uhr

Die Philosophie E. G. Kolbenheyers nennt sich metaphysischer Naturalismus, um den Gegensatz zum theoretischen Idealismus zu kennzeichnen. Sie erfüllt den Anspruch an die Philosophie, eine Lebenshilfe zu sein, Orientierung zu bieten.

Der Schlüssel zu ihrem Verständnis liegt in dem biologischen Grundgedanken der „überindividuellen Individuation“. Beim Menschen ist im Gegensatz zum Tier eine unterschiedliche Ausdifferenzierung zu unterschiedlichen Funktionen der einzelnen Individuen erfolgt. Der Preis dafür ist das Angewiesensein auf eine Gemeinschaft. Die Aufteilung in Einzelwesen, die sich ausdifferenzieren und einzeln anpassen, bedeutet eine Ökonomisierung der Anpassung. So werden Überleistungen Einzelner möglich, die der Gemeinschaft nützen. Der einzelne Mensch ist nicht mehr Repräsentant der gesamten Art wie etwa beim Tier, er ist abhängig von seiner Kultur (seiner Individuation), ist in ihr verwurzelt, ohne Kultur bliebe ihm nur ein Überleben im „rein vegetativen Dasein“.

Die Bildung immer umfassenderer Individuationen geschieht krisenhaft unter Anpassungsnot.

Für die Bildung einer Individuation ist Bewußtsein notwendig geworden. Das Selbstbewußtsein des Menschen verdeutlicht ihm seine Funktion in der Gemeinschaft, in seinem Parakosmos.

Bei komplizierter werdendem Gemeinschaftsleben geht die Übersichtlichkeit verloren, daraus entsteht eine Anspannung, ein Orientierungszwang. Aus diesem geht der „metaphysische Trieb“ hervor. Die Sehnsucht nach Beruhigung treibt den Menschen um. Das Neue an der Philosophie Kolbenheyers ist, daß dafür der Verstand, das logische Denkvermögen, nicht ausreicht. Der Mensch erfaßt seinen Parakosmos zum größten Teil emotional!

Die gefühlsmäßige Beruhigung des metapyhsischen Triebes erfolgte zunächst im religiösen Empfinden. Das religiöse Ethos ist jedoch mit der Differenzierung der Gehirne unwirksam geworden, es ist „emotional entwirklicht“. Die Kunst konnte einen Teil der Funktion der Religion übernehmen (Renaissance).

„Wir erleben in der Gegenwart den weltweiten Zusammenbruch der ethischen Orientierung bei gesteigerten Produktionsmöglichkeiten.“1 Nur ein „Ethos aus Naturerkenntnis“ kann dem begegnen. Dazu gehört das Wissen um die biologische „Lebensmächtigkeit“ der Völker und ihre volksindividuellen Anpassungsfunktionen im Zusammenleben.

Moralisches Handeln ist nicht mehr das Ergebnis eines subjektiven Willensentschlusses, sondern orientiert sich notwendigerweise am Gefühl. Handlungen werden nach ihren überindividuellen Wirkungen als gut oder böse bewertet. Sie wirken in den Parakosmos. Die Maxime der Ethik liegt im metaphysischen Funktionswert der menschlichen Handlung. Die Anpassungsfunktion des Individuums im Parakosmos ist sein Lebensauftrag, sie dient der Arterhaltung, ist der natürliche Sinn des menschlichen Daseins. Deshalb beschert ein Wirken über das eigene Dasein hinaus dem Menschen Glück.

1 Metaphysica viva S. 107

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 16. April 2012 um 10:41 Uhr
 

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