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Geschrieben von: Administrator   
Freitag, den 06. Januar 2012 um 15:08 Uhr

Zitate

Die Frage nach dem Sinn des Lebens galt bisher immer nur dem Sinn des individuellen Lebens. Auch hier soll die Frage nach dem Sinn des individuellen Lebens beantwortet werden. Der theoretische Idealismus hatte die Lösung durch die Hypostase des Bewußtseins, mithin des Ichs, vorweggenommen. Sein individualistisches Extrem läßt kein Zweifel über die Beantwortung aufkommen. Der metaphysische Naturalismus hat die Frage weiter zu fassen. Er fragt nicht nach dem Sinn des Individuallebens, sondern nach dem Sinn der biologischen Individuation.“

Der metaphysische Naturalismus wird es den menschlichen Ordnungsmöglichkeiten und menschlichen Ordnungsnotwendigkeiten nach als vermessen ansehen, der Frage nach dem Sinn des Individuallebens als solchem oder nach dem Sinn des Lebens überhaupt nachzugehen. Aber er erkennt in der Frage nach dem Lebenssinn eine drängende Orientierungsnötigung des Einzellebens innerhalb der überindividuellen Funktion.

(Die Bauhütte S. 394)

„Wir erleben den Spannungszustand einer unbedingten Abhängigkeit des Individuallebens von der überindividuellen Wirkungsgemeinschaft und den der Wirksamkeit in diese überindividuellen Lebensbestände unseres Daseins, in den Parakosmos also, unausweichlich. Aus diesem Spannungzustande aber, meine Freunde, geht der metaphysische Trieb hervor, dieser Zustand ist seine Wurzel“.

(Dreigespräch S. 194)

Will man den Sinn des Lebens mit ethischen Ordnungsmitteln erfassen, so muß zunächst biologisch die gefühlsmäßige Artung des Ethischen erwogen sein. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß unser Gefühlsleben weit mehr noch als das logische Vermögen die wirksame Ordnungsform des Individuums innerhalb des Parakosmos bedeutet. Unsere Umwelt und besonders die menschliche Lebensgemeinschaft, der Parakosmos, ist uns in ihrer vielfältigen Differenzierung und Verwobenheit nur zu geringen Teilgebieten (den Gebieten unserer eigensten Differenzierungswelt) logisch erfaßbar. Wir sind auf unser ordnendes Gefühlsleben angewiesen, um lebensbeständig und lebenswirksam uns in dieser Welt behaupten und unsere Funktion erfüllen zu können.

(Die Bauhütte S. 392)

Gefühlswach muß werden, was unsere Vorfahren, unsere persönlichen, nicht nur die Vorwelt so im allgemeinen, an Lust und Leid, besonders an Leid durchstehen mußten, was also unseren Eltern auszuhalten und zu verwirklichen erbgebunden überkommen war. Das muß gefühlswach werden. Daraus können wir ein Maß dessen gewinnen, was uns selbst aufgetragen ist.

(Dreigespräch S. 277)

Der Plan kommt den vormittelalterlichen, imperialistischen Kriegsgebräuchen äußerlich nahe: ein Versuch der „Debellation“ im zwanzigsten Jahrhundert – ein Wahnsinn heutzutage zugleich, da die klassische debellatio von Volksgruppen gegen Volksgruppen oder einzelne Völker innerhalb des Kulturkreises nicht mehr geübt werden kann, weil der übervölkische Zusammenhang in seiner wirtschaftlichen Integration bereits weithin naturentwickelt ist und kein Einzelstaat, geschweige eine Staatengruppe aus diesem Zusammenhang gebrochen werden oder in sklavische Abhängigkeit geführt werden kann, ohne das natürliche Integrationssystem zu zerstören. Diese globale Ausweitung hätte im Zustande der Vorbereitung des zweiten Krieges und während seines Ablaufes den Blick der Wirtschafter, Politiker und Diplomaten von den Augenblickskonjunkturen ab und auf das Naturgeschehen selbst lenken können. Die Menschenwelt mußte aber über unabsehbare Opfer und durch unermeßliches Leid zur allmählich anpassenden Einstellung des Denkens und Handelns auf die veränderte biologische Entwicklungslage erst gezwungen werden.

(Sebastian Karst über sein Leben und seine Zeit S. 135)

Aber die stürmischen Erscheinungen unserer Zeit lassen sich klarer deuten, wenn sie als das gesehen werden, was sie sind: eine biologische Bewegung, die einem neuen Anpassungszustand zustrebt, der sich über die ganze Kulturwelterstreckt, somit nicht nur von einem Volk aus überblickt werden kann.

(Die Bauhütte S. 65)

Zuletzt aktualisiert am Montag, den 16. April 2012 um 10:25 Uhr